Die Made von Heinz Erhardt – ein Klassiker für die Sprecherziehung
Ein humorvolles Gedicht mit sprechtechnischem Mehrwert
Das Gedicht „Die Made“ von Heinz Erhardt zählt zu den beliebtesten humoristischen Kurzgedichten im deutschsprachigen Raum. Doch es ist weit mehr als ein komisches Sprachspiel: In der Sprecherziehung bietet es wertvolle Trainingsmöglichkeiten – besonders im Hinblick auf Kieferöffnung, Lautbildung und Stimmklang.
1. Kieferöffnung – Der Laut A
Eine Besonderheit des Gedichts ist die auffallende Häufung des offenen Vokals /a/: Schon in den ersten Zeilen zeigt sich die intensive Präsenz von Vokalen, die eine deutliche Mundöffnung und ein präzises Artikulationsbewusstsein erfordern. Besonders der Laut /a/ fordert eine weite Kieferöffnung.
Übungen:
-
-
Das Gedicht mit übertriebener Kieferöffnung sprechen.
-
„A“-Laute bewusst in Zeitlupe formen.
-
Wechsel zwischen gespannter und entspannter Artikulation erfahrbar machen
-
Diese Übungen fördern nicht nur die Mundmotorik, sondern verbessern auch die Verständlichkeit und Tragfähigkeit der Stimme.
2. Stimmklang und Atemführung
In Verbindung mit einer offenen Artikulation entsteht ein voller, runder Stimmklang. Die kurzen, rhythmisch aufgebauten Zeilen des Gedichts eignen sich hervorragend, um das Zusammenspiel von Atmung, Stimme und Artikulation zu trainieren:
-
Atemrhythmus: Die Gliederung in Zweizeiler unterstützt die Entwicklung eines natürlichen Sprechrhythmus.
-
Resonanz: Der Fokus auf den offenen Vokal /a/ aktiviert den Brust- und Kopfresonanzraum.
-
Stimmmodulation: Durch den dramatischen Aufbau („… und verschlang die kleine fade / Made ohne Gnade – Schade.“) lassen sich Modulation und Ausdruck gezielt trainieren.
Fazit: Humor trifft Technik
„Die Made“ ist nicht nur ein humorvoller Einstieg in die Welt der Sprache – es ist ein präzises Übungsfeld für sprechtechnische Grundlagen. Durch die Verbindung von Witz, Rhythmus und Vokalstruktur eignet sich das Gedicht hervorragend zur Förderung der Kieferöffnung, Lautbildung und Klangqualität – spielerisch, effektiv und nachhaltig.
Die Made von Heinz Erhardt
Hinter eines Baumes Rinde
wohnt die Made mit dem Kinde.
Sie ist Witwe, denn der Gatte,
den sie hatte, fiel vom Blatte.
Diente so auf diese Weise
einer Ameise als Speise.
Eines Morgens sprach die Made:
„Liebes Kind, ich sehe grade,
drüben gibt es frischen Kohl,
den ich hol’. So leb denn wohl.
Halt! Noch eins, denk, was geschah,
geh nicht aus, denk an Papa!“
Also sprach sie und entwich. —
Made junior jedoch schlich
hinterdrein, und das war schlecht,
denn schon kam ein bunter Specht
und verschlang die kleine fade
Made ohne Gnade. — Schade.
Hinter eines Baumes Rinde
ruft die Made nach dem Kinde.
Für Sprechübungen sicherlich gut geeignet. Doch ich finde dieses Gedicht eher sehr traurig als “humoristisch”. Aber vielleicht versetze ich mich auch emotional zu sehr in die Geschichte und das Schicksal der Armen Mutter Made..
Da hast du definitiv recht 🙂 Allerdings bringe ich Maden auch immer klaltblütig um, wenn mit welche im Haus begegnen. Liebe Grüße